2006-10-13 Karlskrona

 

Urlaub Sommer 1999

Teil 2 - Frankreich, die Atlantikküste und Heimfahrt

ausführliche Version, hier die mit weniger Text, für größere Bilder auf die Thumbnails klicken
Teil 1 (Spanien) ist nie fertig geschrieben worden...

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Ich bin in Spaninen. Genauer: St. Sebastian (als Nr. 1 eingetragen). Ich bin seit 25 Tagen unterwegs (siehe Teil 1). Es ist der 15.8.1999, um die Mittagszeit. Weil mir das hier nicht so toll gefällt, mache ich mich nach Biarriz / Anglet auf. Zunächst noch Einkaufen. Es gibt einen richtig großen Supermarkt, der wirklich geil billig *g* ist. 3kg Nudeln, einige Packungen Cornflakes, Milch, Brot, Käse, und Tetrapacks mit Säften werden ins Auto verladen. Frankreich ist nämlich extrem teuer... Bei der Fahrt über die Grenze, die im Gegensatz zu der von Andorra nach Frankreich komplett offen und staufrei ist, fahren so einige vollgeladene, extrem hecklastige französische Autos mit mir... Smile, das hiesige Preisgefälle reicht wohl auch für Einkaufstourismus!

Meine Fahrt geht gen Norden, aber nicht all zu weit. Bis Bidart / Biarriz / Anglet fahre ich heute (in der Karte mit 2 markiert). In Bidart gibt es einen Campingplatz und jetzt höret und staunet: Ich bleibe eine Nacht auf dem Campingplatz! Die einzige im ganzen Urlaub... Und das nur, weil ich waschen will. Daß mit Handwäsche die hefitige Flecken einfach nicht raus gehen, stelle ich auch erst hinterher fest. Scheiße eigentlich. Zum Strand: Der Wind ist nicht allzu stark, es ist aber kalt und das Meer kommt mir tiefgekühlt vor. Mittelmeerverwöhnt bin ich... ein Warmschwimmer... *g*

In Biarriz muß ich mir für die Stadtbesichtigung erst einmal 'nen kostenlosen Parkplatz suchen. Ganz nah an einer Brücke gibt es auch noch ein kostenloses, freies Fleckchen Erde. Ich esse erst einmal. Als ich den Stuhl aus dem Auto hole, fällt mir meine besondere Position auf: Georg, der Kriegsdenstverweigerer aus Gewissensgründen, parkt direkt vor dem Gebäude 'Recrutement armee de terre' und gleich nebenan sind die Fallschirmspringer. In Deutschland wäre das undenkbar - Militär mitten in der Stadt. Irritiert mich leicht, stört aber nicht wirklich, sondern entlockt eher ein Grinsen und Kopfschütteln...

Biarriz - Parken vor Armeehaus

Route am Atlanktik im Urlaub 1999, für bessere Qualität klicken

 

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Biarriz ist eine schöne Stadt mit einigen witzigen Einrichtungen (wo gibt es schon Pissoirs in der Stadtmauer????), einer alten, lebendigen City mit zig kleinen Läden. Die komplette Altstadt ist auf einem Hügel erbaut, der von hohen Mauern eingefaßt wird. Wo früher mal der Burggraben war, befindet sich jetzt eine großzügige Parkanlage, die von Einheimischen und Touris gemeinsam genutzt wird.

Auch hier nochmal ein kleiner Kulturschock: Mitten im Zentrum, wirklich zentral, sind die Fallschirmspringer untergebracht. In einem alten Schloß, das man deshalb nicht besichtigen kann. Die Franzosen sind wirklich krass... :-)

Ich fahre nach Anglet, wo ich direkt am Strand auf einer großen Wiese parke und penne. Schön hier, nah am Strand, tolle sanitäre Anlagen und auch noch lustig. Wieso lustig? Der Boden des Platzes besteht hauptsächlich aus Sand... Jeder normale Wagen, speziell die Holländer mit Riesen-Luxus-Maxi-Anhänger, haben hier extreme Probleme und bleiben stecken... Mir mit meinem wundervollen Bonsai-Bus passiert sowas natürlich nicht! Allrad sei dank! ;-)

Der Strand ist unterteilt in einzenlne, künstlich angelegte Buchten. Eine Menge Wave-Surfer sind hier. Sieht schon geil aus, wenn es die Leute können. Die Wellen sind mit 1,50m ganz ordentlich. Auch die Typen mit Body-Board sind manchmal ganz gut dabei, aber die meisten straucheln nur vor sich hin. Am Tag drauf kaufe ich mir dann auch ein Body-Board, Georg will jetzt auch - aber es ist zu stürmisch. Den Tag drauf weht die rote Flagge und ab da sind keine Wellen mehr da. Scheiße, wofür hast Du Dir das Teil gekauft??? *ärger*

Auf dem Parkplatz hat sich bis zum Abend was getan, jetzt sind etwa 40 statt 3 Camper hier. Neben mir ist eine französische Familie, die etwas seltsam ist. Der Vater kann weder lesen noch schreiben, ist der Sohn eines Zirkusartisten, von oben bis unten tätowiert und sehr rechts eingestellt. Manchmal bleibt mir echt die Spucke weg... Die Mutter ist ein Überbleibsel aus den 70er Jahren, incl. Sonnenbrille, Kleidchen und der Frisur. Die ca. 12jährige Tocher, extrem schweigsam aber körperlich und geistig sehr weit entwickelt, hört auf jedes Wort der Eltern. <schüttel Kopf> Die Family kann ich immer noch nicht begreifen. Aber jedem das seine.

Einen Abend fahre ich nach Guéthary, wo eine 'Nuit de Surf' steigt. Mit fetter Leinwand, Musik, Ständen usw. Gut, daß ich schon am frühen Abend da hin gefahren bin, gekocht & gegessen habe, denn es gibt kurz vor Beginn keinen einzigen Parkplatz mehr. Ich komme zum Eingang und lese, daß man einen Pulli mit haben muß. Ich frage ein Paar neben mir, ob die Typen an der Kasse darauf achten. Sie meinen ja und zeigen mir ein paar Leute, die gerade weg geschickt werden. Okay, hole ich also einen Pulli und stelle mich hinten an. Da hängt jetzt ein neuer Zettel: 50F. Heftig, das sind etwa 18DM!! Nee, das mache ich nicht. Ich quatsche zwei Mädels an, die auf einem Mäuerchen neben der Schlange hocken. Mit ihnen und ihren Freunden werden die nächsten Abende ganz lustig - und ich lerne endlich etwas Franz!

Es geht nach Mimizan Plage (Karte: Nr. 3). Ich überlege mir, ob ich vielleicht in den Dörfchen Hossegor oder Capbreton Station machen soll. Mir wurde das von einigen Leuten empfoheln. Als ich da bin, gefällt es mir dann doch nicht so toll.

 

Ich fahre also nach Mimizan-Plage. Beim Ortseingang (1) stehen viele Campingwagen, Kinder radeln entlag, junge Mänenr spielen Boule. Nebenan ist ein Rummel. Ich merke mir die Stelle, hole mir einen Stadtplan und fahre zu (3). Dort ist ein extra Parkplatz für Campings. Der ist auch ganz kompfortabel (Toiletten, Wasser, Strom), aber kostepflichtig! Ahhh! Das mache ich nicht. Ich quatsche mit zwei Jungs aus Regensburg, die in einem riesigen alten Benz-Bus unterwegs sind. Wir verabreden uns für später - so von wegen Kneipen und so. Ich fahre zu (1), bleibe dort zum Abendessen und haue dann lieber ab. Wer einem ein ziemlich gutes Fahrrad für 40DM verkaufen will, hat sicher nichts dafür gezahlt... Ich möchte nach der Nacht ja nicht alles doppelt haben. ;-( Umparken und ab in einen ganz witzigen Abend, die Kneipen (bei 2) machen halt irgendwann zu, aber ich hab' ja noch ein wenig Sangria im Bus. *g* Der eine Regensburger ist ganz nach meinem Geschmack: Verrückt, definitiv nicht brav, aber hat sich gefangen und sein Leben im Griff. Der andere verzieht sich schon frühzeitig. Es wird früh an diesem Morgen...

Mimizan Plage - Stadtplan

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Neuer Tag, neues Glück. Am Strand ist die Hölle los. Es ist nicht mehr feierlich, die Leute liegen wirklich Handtuch an Handtuch. Gut, okay, es ist Freitag, aber trotzdem. Das ist nichts für mich. Ich fahre zur Düne. Wahnsinn, man kommt durch eine Ebene, die Straße geht kilometerweit geradeaus, eine Kurve und wieder ewig straight on. Links und rechts Kiefernwälder, Farn auf dem Boden und dann und wann ein kleines Nest oder auch nur ein Hof. Eine schöne Gegend, ich könnte mich daran gewöhnen.

Gironde Landschaft bei Fahrt zur Düne

Irgendwann geht es aufwärts, dann ein Kreisel und da der Eingang zum Parkplatz der Düne. Das ist mir viel zu teuer, ich fahre weiter und finde nach 600m eine kostenlose Abstellmöglichkeit. Die paar Meter Fußmarsch werd' ich grad noch schaffen! *gg*

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Zur Düne kann ich nicht viel schreiben. Es ist umwerfend. Man kommt nach einigen zig Treppenstufen oben an. Eine Sicht, wie man sie sonst nicht kennt. Die Luft ist klar, man ist etwa 50m höher als die Umgebung und kann wohl 150km oder mehr ins Land schauen, ohne blaue Berge entdecken zu können. Die eine Richtung ist Meer, mit vielen Segelschiffen und Lagunen (siehe Sonnenuntergänge). Nach Süden hin sieht man die 3km lange Düne. Man denkt, man stünde in der Wüste oder so, weil man an vielen Stellen außer Sand fast nichts sehen kann.
Wüste? Nein, die Düne

Gen Osten (links) schaut man weit über die Wälder.
Blick über die Düne, Touris

Ansonsten kann man nur noch in die Bucht schauen und erkennt in der Ferne Industrie.
Blick über die Bucht

Es ist unbeschreiblich. Gleichzeitig Wüste, Meer, Wald und Berg. Man muß nur den Kopf drehen. Sowas habe ich noch nicht erlebt. :-)

Der Wind weht recht heftig. Im vorderen Bereich der Düne sind viele Touris. Ich will natürlich auch auf den anderen Gipfel, wo es schon viel leerer ist. Der Marsch dort hin ist lang und anstrengend. Alles ganz feiner Sand. Manchmal fühlt er sich (zusammen mit dem bodennah sehr starkem Wind) an den Knöcheln wie ein Sandstrahlgebläse an. Dann weiß man auch, wieso hier so viele Drachenflieger sind und wie sich der eine im Sog 'festzurren' konnte: Er macht nichts und bleibt an einer Stelle in der Luft 'kleben'. Mit ihm auch einige Möven. Denen macht das wohl auch Spaß... :-)

Meine infantile Ader dringt durch und ich muß, wie die ganzen Kinder auch, die steile Seite der Düne hinunter springen. Lustig, man kann Salti machen, 5 oder 6m aus dem Stand springen. Wenn man Sand wegnimmt, fließt neuer nach. Schüttet man Sand nach unten, so rutscht er bis zum Fuß der Düne hinunter. Dort, wo die Bäume schon tot, aber das herausragende Efeu noch grün ist. Bizarr.

Ich bleibe bis zum Abend, den Sonnenuntergang will ich miterleben. Es wird merklich leerer, kühler und dunkler. Die Päarchen machen es sich gemütlich. Dann kommt dieses unvergleichliche Schauspiel der Natur: Intensive Farben, ein guter Blickwinkel und wenige Leute. Es ist super schön. Beim nächsten Mal nehme ich was zu Essen und dickere Sachen mit, weil der Rückweg doch kalt ist.

Die Düne aus der Luft Georg auf Düne, links der Wald

Georg vor dem Sonnenuntergang (gaaar nicht unscharf, nein, echt nicht!! ;-)

Die Sonne will verschwinden

...und ist etwas weiter...

Der Zauber ist ziemlich vorüber

Ich fahre weiter nach Arcachon. Ich habe kaum noch Benzin und bete, daß ich nicht irgendwo stehen bleibe. Ihr werdet vielleicht sagen: Wieso tankt der Depp nicht einfach? Weil es in F am Samstag Abend kaum eine geöffnete Tankstelle gibt und die meist nur mit VISA zu bezahlen sind, ich so eine Karte aber nicht habe. Pech nennt man sowas... Nach einiger Zeit finde ich noch ein Plätzchen zum Schlafen, in einer schönen Feriensiedlung und angenehm schattig, so daß ich bis kurz vor 12 pennen kann.

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Ich fahre nach Bordeaux. Eine große Stadt. Schön ist sie auch noch. Und es gibt ein wirklich nettes Internet-Café (Nr. 3). Einige alte, schöne Kirchen gibt es, über die Stadt verteilt findet man immer wieder interessante Gebäude, vom Jugenstil bis zum Barock und auch älter. Bordeaux ist aber auch eine moderne Stadt mit vielen Läden, schönen Frauen ;) und schönen Plätzen. Für einen Urlaub ist es aber nicht geeignet. Nachdem die City erledigt und die Mails verschickt sind, hole ich mein Auto vom kostenlosen Parkplatz (4) ab und fahre zum Einkaufszentrum (1), damit ich für die nächsten Tage gerüstet bin. _stadtplan_bordeaux_markiert.jpgKirche in Bordeaux


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Ich fahre nach Lacanau (Routenplan Nr. 6), zusammen mit unglaublich vielen Franzosen. Es ist Freitag Abend. Ich fahre direkt in einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Bei der Fahrt gen Lacanau sieht das Ziel etwa so aus.Eine Postkarte, als ÜbersichtDer Sonnenuntergang von Lacanau. Einfach. Natürlich. Schön.

Hier sind gerade die Surf Professionals 99 mit 'ner Menge lustiger Leute (u.a. ausgeflippte Engländer, 3 Deutsche mit einer Kanadierin an Bord des VW-Busses) und einigen Events. Camel Trophy hat bspw. ein Fließband aufgebaut, das hochkant steht und mit Kunststoffknubbeln besetzt ist. Man muß jetzt an diesem Band mehr als 3min30sek klettern (ohne den Boden zu berühren), dann gewinnt man etwas. Hört sich leicht an. Ist aber scheiß schwer, weil sich das Teil um etwa 45° neigen (= Überhang) kann und unterschiedlich schnell ist. Die Surfmeisterschaft an sich ist nicht sonderlich prickelnd, weil der Wellengang niedriger als beim Mittelmeer ist – schade, denn die Leuz scheinen ganz fit zu sein.

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Ich habe von einem Paar in Anglet ein kleines Kaff namens 'Le Gurp' empfohlen bekommen (Routenplan Nr. 7). Da fahre ich hin. Es ist ein Kaff bestehend aus einem riesigen Campingplatz, 2 Läden, einer Wäscherei, 3 Restaurants und einem Parkplatz mit Toilette. Das war's. Alles direkt am Meer, schöner Strand, ein paar WorldWar II - Bunker hängen schief im Sand, eine 15m hohe Steilküste und: jede Menge Jugendliche. Ich lerne eine Gruppe Franzosen kennen, mit denen ich eine gute Woche die Zeit verbringe. Sind nett, lustig und trinken auch gerne mal was. *g* Abends geht es fast immer nach Soulac (rote Punkte nördlich der 7).

Melissa und ich am Strand, im Hintergrund die Steilküste und RampeDie ganze Gruppe auf Kneipentour
Wir hocken im Lokal, feiern, trinken und sind super drauf. Sogar zu gut.
Wir können nicht mehr, sind froh, den letzten Krug Sangria noch geschafft
zu haben – und kriegen prompt von einem Deutschen noch einen ausgegeben...
Der bricht den Mädels das Genick, wir Jungs sollten echt nicht mehr fahren.
Aber lustig ist's.... :-)
melissa und Iman vor dem Bus meiner NachbarnMal alle zusammen in einer Kneipe

Wenn ich hier zu Abend esse, dann nehme ich meinen Klappstuhl und die Kühlbox und klettere auf die Düne. Vor mir geht es steil zum Strand hinunter. Ich schaue nach Westen, direkt zum Sonnenuntergang. Meine Küche ist doch die schönste der Welt.... Jeden Abend sieht es anders aus, andere Farben, anderer Wind, eine intesivere Lichtstraße auf dem Wasser oder der Mond auf der anderen Seite. Einfach toll....

le gurp - sonnenuntergang 1.jpg (2830 Byte)le gurp - sonnenuntergang 2.jpg (2909 Byte)Wolken 2.jpg (3186 Byte)


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Irgendwann ist auch der längste und schönste Urlaub vorbei. Bei den Franzosen geht das Leben weiter, weil die Schule/Uni/Armee wieder los geht. Wenn sie alle fahren, mache auch ich mich weiter, denn was soll ich in so einem Kaff alleine??

im auto auf straße.jpg (4750 Byte)

Langsam will ich nicht mehr allein unterwegs sein, es ist jetzt genug. Die nächsten Tage mache ich mich gemütlich auf den Heimweg. Dazu muß ich weit in Richtung Norden, nicht ganz so viel nach Osten. Es bietet sich an, am Atlantik bis La Rochelle zu fahren und dann südlich von Paris vorbei bis Saarbrücken über Landstraßen zu gurken. Zunächst muß ich aber nach Süden, über Bordeaux runter von der Halbinsel, dann geht es weiter nach Royan, was mir nicht so gefällt und über Rochefort nach La Rochelle.

Ein schöner Himmel begleitet meine FahrtStau auf der Autobahn? Mir doch egal, ich zeige den Franzosen was 'savoir vire' meint und esse ganz gemütlich...

Hier komme ich abends an, schlafe am Hafen und schaue mir noch die Stadt an. Ganz hübsch. Als Abschied will ich noch einmal baden. Ich gehe ins Wasser, der Grund ist etwas schlammig. Ich bin etwa bis zu den Oberschenkeln drinne, da haue ich mir den Fuß an rauhem Tuffstein auf, muß meinen Sturz mit dem anderen Bein auffangen und blute an beiden Füßen. Shit! Ist nicht sehr schlimm, aber es sind tiefe Wunden, die auch 3 Monate später noch gut sichtbar sind und nach 4 Jahren auch noch zu entdecken sind. Ich gehe zum Bademeister und lege mich mit ihm an. Ich schaffe es, ihn auf Französisch von meinem Standpunkt zu überzeugen: Deutlichere Beschilderung an allen Eingängen tut not! Eine ältere Frau kommt kurz vorbei und gibt mir Recht; auch sie blutet. Ach ja, am Schluß meint der Bademeister, er käme aus dem Elsaß und ich würde schon recht gut Franz sprechen... So'n Arschkeks, da hätt' ich ja auch Deutsch schimpfen können!

Gegen Mittag habe ich alles verstaut und fahre bis Orléans. Dort penne ich, besichtige tags drauf die schöne, alte Innenstadt mit der umwerfend großen Kathedrale und eine Krypta von 700 n.C.

Die Kathedrale von Orleans - Türme am HauptportalDie Kathedrale von Orleans - der SeiteneingangDas Rathaus von Orleans, die Freitreppe und darüber Statue

Nachmittags geht's dann weiter. Abends halte ich bei einem Museum mit Tumulus-Gräbern. Das sind Hügelgräber. Groß sind sie, aber nicht so spektakulär wie erwartet. Dafür entschädigt der Hinweis, man solle das Gelände erkunden. Das mache ich ganz ausgiebig – so viele Brombeeren habe ich schon lange nicht mehr gegessen... smile. Mehr als satt hocke mich ins Auto. Wie immer bei den langen Wegen hab' ich nur T-Shirt und Boxershort an und am Rücken das große Badetuch, damit es bequemer wird, die Flasche mit Sirup griffbereit. Weil die Radiostationen in F nur Mist senden, höre ich nochmal alle Kassetten durch. Snap, Shaky Stevens, Shai, die Prinzen und alles, was sich finden ließ. Die ganzen uralten Sachen sind besser als der Kram, den man vom Radio auf die Ohren bekommt – auch noch nach 6 Wochen! (Ach ja: im Dez 99 werden die meisten dieser Oldies wieder im Radio gespielt. Die "Dembos" sind eben Trendsetter! ;)

Irgendwo in der Mitte der Strecke halte ich auf der Landstraße an. Vor mir liegt eine größere Stadt (keine Ahnung, welche), es ist ein wenig hügeliges Gelände. Vor mir geht ein riesiger, leuchtend roter Mond auf. Er ist nicht so strahlend wie der in Spanien, aber die Umgebung ist dunkler. Wahnsinn. So etwas habe ich Deutschland noch nicht gesehen. Das liegt wohl daran, daß es bei mir in der Gegend nicht flach genug ist, um den Mond so nah am Horizont zu sehen - wo er größer ausschaut.

Der Mond bei meiner Rückfahrt von Frankreich aus

In Saarbrücken hole ich an der Bank noch Geld, tanke an der Autobahn (zum ersten Mal im Leben erscheint es mir hier billig!) und habe endlich wieder ein Netz für mein Handy. Einige Leute haben wohl nicht mitbekommen, daß ich weggefahren bin.... War ja auch nix Besonderes, ca. 6000km und 6 Wochen sind nicht mehr als ein kleiner Trip. Aber schön. Smile. Liebend gern wieder!!!

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