2006-10-13 Karlskrona

Tablet PC-Infos

Inhaltlicher Stand 2007-04-11
Revision von 2017-08-13

Animation des Übergangs Notebook- zum Slate-Layout.Hier geht es nicht um Tablets im Sinne Android & Co, sondern rund um Tablet PCs im Sinne von "konvertibler Laptop" wie die Bezeichnung bis ca. 2008 üblich war – die heißen heute meist "Convertibles". Sollte etwas falsch/unverständlich sein oder fehlen, bitte via Kontakt-Seite Bescheid geben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Tablet PC?

Grob gesagt ist das ein Notebook, auf dessen Bildschirm man mit einem Stift schreiben kann, dessen Monitor ausgedockt oder auf die Tastatur gelegt werden kann, und der dadurch viele Aspekte der Arbeit mit Papier auch auf PCs möglich macht, zB kann er wie ein Papier-Notizblock flach auf dem Tisch liegen und man kann darauf schreiben. Das Betriebssystem Windows XP kam in einer speziellen Edition mit entsprechenden Erweiterungen und Anpassungen heraus; so kann der Stift auch viele Maus-Funktionen wahrnehmen (klicken etc.). In den nachfolgenden Versionen Win 7, 8 usw. sind diese Funktionen in den "normalen" Editionen enthalten; es gibt keine separate Tablet PC Edition mehr.

TabletPC sind sozusagen Notebooks (tatsächlich volle Notebooks) gekreuzt mit "PDA auf Steroiden" (Mobilität, PIM,...) und Stift & Papier (Arbeitsweisen, Handschrift).

Der Übersichtsartikel von PC Professionell (als PDF auf tablet-pcs.at, dazu meine Kommentare/Markierungen) erklärt den Aufbau, die Funktionsweise, Anwendungsszenarien usw.

Apple stellte bis 2009 selbst (noch?) keine TabletPC her, aber es gab (gibt?)) Firmen (siehe ModBook), die normale MacBooks umbauen – wie gut die Gehäusemodifikation gemacht und wie gut die Schrifterkennung von Anwendungen unterstützt wird, weiß ich nicht, weil man die Teile nicht einfach im Laden ausprobieren kann. (Info kam von Johannes, einem Mac-Fan :-)

Warum ein TabletPC?

Kurz gesagt: Für wenig mehr Geld (ca. 50-150€) werden die Interaktionsmöglichkeiten massiv bereichert und bestimmte Abläufe bequemer, effizienter, ja überhaupt erst möglich (es geht nicht primär um das "ink experience", sondern um die Wahlmöglichkeit aus mehr Interaktions-Varianten, wie Rob schreibt). Das versteht leider nur dann einigermaßen, wenn man es praktisch ausprobiert (Freunde/PC-Laden/Arbeit), und völlig versteht man's erst nach einigen Tagen Arbeit mit einem Tablet PC. Mit PDF Annotator können Benutzer normaler PCs einige Teile der TabletPC-Vorteile praktisch erfahren.

Zwei sehr interessante Punkte vom TabletWiki inspiriert: 

  1. Bei geringerer Leistung (Grafikkarte, Festplattengröße etc) sind Laptops teurer als Desktops, den meisten Anwendern diesen Aufpreis aber wert, auch wenn er so einige Euro beträgt. Grund sind die erweiterten Möglichkeiten (geringer Platzbedarf, Mobilität). Genauso verhält es sich mit Laptops und Tablet PCs.
  2. Ein Anruf kommt rein und Du willst mehrere Sätze (zB Wegbeschreibung, Zitat für einen Bericht) notieren. Klemmst Du das Telefon zwischen Ohr & Schulter und tippst – oder schreibst Du mit einem Stift auf Papier und tippst es später ab? Höchstwahrscheinlich letzteres, weil die Eingabe nur eine Hand erfordert. Genau dies ermöglichen TabletPCs. Sie decken einen anderen Bedarf als Notebooks und daher lassen sich Preise nicht direkt vergleichen.

Für mich war es eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung: Der Fujitsu Siemens T3010D kostete mich im März 2005 rund 875€. Ein von den Leistungsdaten her vergleichbares Notebook kostete rund 820€. 55€ waren mir allein schon die einfachen physischen Vorteile (klein, leicht, zusätzliche Funtkionstasten...) wert (bei 3 Jahren Nutzung ca. 18€/Jahr) und ich würde ja auch einiges an Zeit, Nerven und Bürobedarf sparen. Diese Annahme hat sich auch so bestätigt. Darüber hinaus bot sich ein ganz neues Potenzial.

Man muß sich nicht einarbeiten, aber kann durch kreatives Ausprobieren, Lesen und Rechereche wesentlich mehr rausholen. Dabei haben sich für mich die auf TabletPC spezialiserten Websites als pratkisch herausgestellt, weil sie a) textuelle Beschreibungen von Arbeits-Abläufen bieten und b) Leute irgendwas benutzen oder produziert haben, was einem selbst auf Ideen bringt. Zum Lernen der Benutzung empfinde ich Videos am angenehmsten.

Wobei machen sich die neuen Möglichkeiten besonders bemerkbar?

Dabei kann ich natürlich nur für mich sprechen. Einiges habe ich sicher vergessen. Sollte etwas unverständlich sein, bitte via Kontakt-Seite Bescheid geben.

Als ein Anwendungs-Beispiel für an sich technik-averse Bereiche sei der Profi-Pianist Hugh Sung genannt; Hugh Sung: Making Music In His Life With Ink ist sehr interessant zu lesen.

Weil bei Slates weder mechanische Tastatur noch Gelenk anfallen, weil sie ohne Berührung nur durch elektomagnetische Wellen (Stift) bedient werden, ist bei dieser Bauform deutlich einfacher, extrem leichte, robuste, industrietaugliche und/oder wasserdichte mobile Rechner herzustellen.

Tablet PCs haben sich auch bei Expeditionen als sinnvolle Lösung für GPS-Navigation im Auto bewiesen: Sie bieten eine große Karten-Anzeige und einfache Bedienung mit Fingern und/oder Stift. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten eines vollwertigen PC jederzeit verfügbar.

Grundsätzlicher Vergleich Tablet PC <> Papier

Wer mich kennt, weiß, daß ich kaum Papier verwende. Seit ich den Tablet PC habe, fällt das wesentlich leichter – wo PCs bisher hoffnungslos umständlicher waren als Papier, haben Tablet PCs die Lücke massiv verkleinert; sie haben PCs in gewissem Sinne um Papier & Stift erweitert. Insgesamt habe ich bisher nur zwei prinzipbedingte und eindeutige Nachteile ausmachen können. Feedback, Anregungen und Kommentare sind herzlich Willkommen – einfach auf die Kontakt-Seite gehen :-)

Randnotiz: Ein Tablet PC Nutzer bloggte unter A Little Analog Note Taking Drives Me Crazy, daß er für einen Abend zu normalem Papier und Kuli "gedrängt" wurde. Kurzgefaßt vermißte er, daß Notizen weder korrigiert noch schnell farblich getaggt noch umsortiert noch entfernt noch durchsucht werden können. "I can't go back."

Vorteile des Tablet PC

Am wichtigsten: Grundsätzlich hat man hat alle Möglichkeiten eines PCs.

Neutral bzw. unentschieden bzw. nicht vergleichbar. 

Diese Punkte kann ich nicht eindeutig als Vor- oder Nachteil klassifizieren. Diese muß jeder Mensch für sich bewerten: Wie oft brauche ich was? Wie arbeite ich? Wie schnell bin ich wovon genervt? Usw. usf.

Nachteil des Tablet PC

MS Journal, digitaler Papier-Notizblock

Bei Microsoft Windows Tablet PC Edition ist unter anderem das Programm "Journal" dabei. Dies ist ein sehr einfach und effizient bedienbarer Notizblock, der trotz seiner simplen Erscheinung sehr mächtig ist. Hier eine Übersicht der Benutzeroberfläche. In vier Videos demonstriere ich einige Möglichkeiten und hier im ergänzenden Text skizziere ich Möglichkeiten und Unterschiede zu Papier.

Hinweis: Alle Videos sollten als Vollbild angesehen werden, damit man möglichst die ganze Höhe des Bildschirms nutzen kann (Taskleiste ausgeblendet etc). Sie sind in VirtualDub mit DivX MPEG 4 fast motion (700kbit/s, 75 (3 quater) crispness) bei original belassenem Audio (sonst rauscht es so) codiert. Dabei ergab sich ca. 85% Größenreduktion (80 zu 12MByte).

Auf normalen PCs können Journal-Dateien mit dem kostenfreien Journal Viewer von Microsoft angesehen werden. Sollte eine Umwandlung der Handschrift nötig sein, kann das der Viewer nicht, aber Scribbler (s.u.), ein kostenfreies Konkurrenzprodukt.

IMHO sehr sinnvolle Ergänzung: Thumbnail View (PowerToy), das im Windows Explorer Miniaturansichten der Journal-Dateien ermöglicht.

Andere Software

Classroom Presenter

Der Classroom Presenter erlaubt, daß ein Vortragender an seinem Tablet PC in die PowerPoint-Folien hineinschreibt – und Zuschauer, die ihren Tablet PC via Netzwerk mit dem Präsentierenden verbunden haben, können ihre Notizen an den Vortragenden senden, der sie übernehmen und damit allen sichtbar machen kann. Letztlich ist damit praktisch Zusammenarbeit an einem räumlich verteiltem Whiteboard möglich. Sehr cool. Angeblich kann vyew.com dasselbe, läuft aber im Webbrowser und stellt alle Teilnehmer gleich (=kein Moderator/Lehrer/...).

Extended Desktop for Tablet PC (für spezielle Wünsche sinnvoll)

Dieses PowerToy stellt den gesamten Inhalt oder Teile des externen (großen) Monitors in einem Fenster auf dem internem Monitor dar, so daß man den Stift auch auf dem externen Monitor nutzen kann. Da man aber nicht dort schreibt, wo das Ergebnis zu sehen ist, verwende ich lieber gleich den Tablet PC-Monitor. Man hat letztlich "nur" ein sehr großes Grafiktablett – was seperat gekauft deutlich über 100€ kostet. 

Fazit: Interessant für Menschen, die ein Grafiktablett brauchen, zB für Grafiksoftware.

InkyBoard (schlecht)

Diese Konkurrenz zu MS Journal ist noch schlechter als Scribbler umgesetzt. Einzig positiv hervorzuheben ist, daß es Transparenz kann, und zwar bei Stiften als auch des gesamten Fensters. Die automatische Umsetzung von Stifteingaben in geometrische Formen funktioniert nur bedingt. Website

M2PicSnap (sehr begrenzt aber darin gut)

Bild aus Datei oder Zwischenablage importieren, um einen einstellbaren Rahmen ergänzen (Standard: wie Polaroid-Papier-Sofortbilder) und mit Stiften, Markern und Text versehen. Das dann in eingestellter Größe (Standard: 350x350 px) in Datei/Zwischenablage schreiben. IMHO nur selten sinnvoll, zB um schnell ein paar markierte Bilder für die Website zu erstellen. Website

M2Switch (praktisch im Slate-Mode)

Eine einzelne EXE-Datei, die bei Aufruf aktuell laufende Anwendungen auflistet und bei Klick zur entsprechenden Anwendung wechselt, also ein Task-Switcher. Sinnvoll als ALT+TAB – Ersatz im Slate-Modus. Website

OneNote (Tipp! Virtuelle Notizen-Ablage)

Microsoft Office OneNote ist wie ein enorm aufgebohrtes MS Journal.
Bei der ersten Version, OneNote 2003, sind einige Dinge nicht mehr möglich und die Bedienung ist deutlich komplizierter, so dass man muß sich wirklich einarbeiten, um mit OneNote sinnvoll arbeiten zu können. Sehr empfehlenswert als Einsteig/Überblick ist das 90MB große, englischsprachige 45min-Video "OneNote Tips and Tricks" von Microsoft.

Achtung: Die automatisch angelegten Backups können durchaus viele GByte auf der Festplatte verbrauchen, also Auto-Backup sinnvoll einstellen und ggf. sehr alte löschen / auf externe Datenträger verschieben.

PDF Annotator (gut)

Der PDF Annotator (40€/Studis 28€) ist eine Art MS Journal mit & für PDF-Dateien. Damit meine ich folgendes:

Dieses AVI-Video (1min29, 12MB) zeigt den PDF Annotators in Aktion auf einem Tablet PC, wie PDFs kommentiert & markiert werden können und wie der PDF Annotator als "rudimentärer Notizblock" dient. Mir gefällt, daß er automatisch eine Sicherheitskopie des originalen PDF anlegt. 

Leider macht er Annotationen nicht nach PDF-Standard, so daß diese Kommentare in Acrobat "bloß" als Teil des Dokuments erscheinen und nicht einzeln bearbeitbar/löschbar sind. Sie liegen in Ebenen, die Acrobat (Reader) ein/ausblenden können. PDF Annotator kann anders herum nicht Acrobat-Kommentare bearbeiten. Das reduziert IMHO die Nützlichkeit massiv, weil nach wie vor nur ein spezielles Programm seine eigenen Kommentare bearbeiten kann und kein gemeinsames Format genutzt wird. Daran wird aber gearbeitet, teilte mir der Support auf meine Antwort auf "why did you uninstall PDF Annotator v1.3.0beta?" mit.

Fazit: Wer PDFs bearbeiten will und keinen Bedarf hat, daß andere diese Annotationen bearbeiten (nur ausblenden) können, ist damit gut bedient.

Scribbler (mäßig sinnvoll)

Scribbler (InfiniNotes 2.0) ist eine kostenfreie Konkurrenz zu MS Journal, die Journal-Dateien importieren kann (und einige andere Formate) und zu MHTML, PNG,... exportieren kann, aber nicht in Journal-Dateien. Die zentralen Funktionen von Journal sind vorhanden und deutlich weniger umständlich erreichbar (+), dafür reagiert das Programm bei vielen Dingen extrem träge (–), ist beim Lasso "dümmer" (–) und im Menü werden die Aktionen auslösenden Buchstaben nicht hervorgehoben (=man muß raten). Die Umwandlung von Handschrift in getippten Text funktioniert auch auf Nicht-TabletPC (damit sind Journal-Dateien voll verfügbar!) (+), kann aber Umlaute nicht korrekt verarbeiten (–).

Es gibt einen Modus, in dem Freihand automatisch in geometrische Formen überführt wird, prinzipiell praktisch, aber durch Umsetzungsschwächen nicht sonderlich angenehm (schlechte Erkennung, Radierer funktioniert auf Formen nicht, Stiftdicke und -spitze erst im Nachhinein einstellbar, Formen liegen im Ebenenmodell immer hinter Schrift,...).

Fazit: IMHO nur sinnvoll, um auf einem normalen PC ink in Text umzuwandeln.

TaskSwitchXP (sinnvoll)

Wechsel zwischen Anwendungen (Tasks) / Ersatz für ALT+TAB, schnell, mit Vorschau, vielfältig konfigurierbar. Benötigt keine Installation. Siehe Liste genutzer Programme.

Zubehör

Halterung im Büro

Für alle, die mit mehreren Monitoren und/oder Notebook + normalem Monitor arbeiten, bietet ergotron interessante Dinge. Kam durch GottaBeMobile da drauf und glaube, daß eine vernünftige Halterung für einen Monitor und daneben den Tablet PC (in Slate-Modus) (Skizze) sehr genial wäre und deutlich effizienteres Arbeiten erlauben würde. Leider habe ich bisher sowas nicht gesehen :-( außer für die Motions mit VESA-Bohrungen

Einen ganz anderen Sinn haben "Anheber": Sie sollen das Notebook (eigentlicher Zweck), hier aber spezieller den Tablet PC nur in eine angenehme Arbeitsposition versetzen, nicht aber als zweiten Monitor "aufhängen". Sie sind recht preisgünstig (ab rund 15€). Erfahrungsbericht mit Bildern.

Stifte

Alle Wacom-Digitizer-Stifte sind miteinander kompatibel. Will heißen: Findet man den mitgelieferten Stift nicht so angenehm, hätte gern was eleganteres oder ein Radiergumme-Ende, kann man einfach einen anderen Stift verwenden, zB den Executive Pen. TabletPCBuzz-Forumseintrag dazu.


Created: 2006-08-12; Last modified:Sun, 2017-08-13 03:09 (CEST)

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